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LB20220322

Artikel vom 22.03.2022
Teil 2/3 – Außen Hui und innen Pfui.
Der letzte Beitrag unter dem Titel „OrgelLiebe“ befasste sich hauptsächlich mit der großen Orgel auf der Westempore der Regiswindiskirche. Heute soll es um die kleinere Orgel, die Chororgel gehen.
Wie der Name sagt, hat sie ihren Platz im Chorraum der Kirche, wo sie seit 321 Jahren steht und bis vor 90 Jahren die einzige Orgel der Regiswindiskirche war. Es gab mindestens eine Vorgängerorgel, von der nichts Näheres bekannt ist, außer dass sie dem großen Brand zum Opfer fiel, als 1564 der Blitz in die Kirche einschlug.
Vermutlich mussten die Lauffener Protestanten längere Zeit ohne Orgel auskommen oder haben sich vielleicht mit einem Provisorium behelfen müssen. Deshalb war es ein großes Glück, dass der in Heilbronn ansässige Orgelbauer Johann Michael Schmahl 1701 den Auftrag erhielt, eine neue Orgel für die Regiswindiskirche zu bauen.
J.M.Schmahl, Begründer einer Orgelbauerära durch fünf Generationen, galt als exzellenter Orgelbauer im süddeutschen Raum. In der Region gibt es noch viele Orgeln, die auf ihn zurückgehen. Zum Beispiel die Orgel der Jakobuskirche in Brackenheim, um nur die nächstgelegene zu nennen.
Es ist belegt, dass die Lauffener Bürgerschaft großzügig Spenden dafür gab, ein für Ohr und Auge angenehmes Instrument zu erhalten. Die Orgel stand auf ihrem heutigen Platz, nur etliche Meter höher auf einer eigenen kleinen Empore, wie man auf alten Photographien sehen kann. Aber vom Original des Orgelbauers Schmahl ist nichts mehr übrig.
Jedoch die äußere Hülle, das überaus kunstfertige Orgelgehäuse, befindet sich nahezu im Originalzustand! Welcher Meister dieses um 1700 baute und mit Schmahl zusammenarbeitete, ist nicht gänzlich erforscht. Mit anderen Worten: das Angenehme für das Auge ist geblieben, nicht aber für das Ohr!
Das Innenleben der heutigen Chororgel ist ein Konglomerat von altem Material. Es musste an allem gespart werden, deshalb wurden beispielsweise Pfeifen, die aus hochwertigem Zinn sein sollten, aus minderwertigem Material eingebaut, was dem Klang natürlich sehr abträglich ist.
Als 1931 eine große Orgel auf der Westempore gebaut wurde (Fa. Walcker, Ludwigsburg), hat man quasi mit einem Geniestreich die kleine Chororgel mit der neuen großen Hauptorgel mit einer Elektroleitung verbunden, so dass diese wie durch Geisterhand von der Hauptorgel aus gespielt werden kann.
Wo exakt diese Leitung verläuft, weiß niemand so genau, und das Leitungsmaterial ist so verbraucht und schadhaft, dass vor ein paar Monaten die gesamte Elektrik der Chororgel abgeklemmt werden musste, damit es keinen Brand oder Schlimmeres gibt. Die Empfehlung des Gutachters Burkhart Goethe lautet: „Sicherung, Restaurierung und Festigung der Farbfassung des Originalgehäuses von 1701.“
Für das Innenleben empfiehlt er „eine neue einmanualige Orgel mit Pedal, um auf diese Weise eine für den hervorragenden Chorraum tragfähiges und farbiges Instrument für Gottesdienst und Kirchenmusik zu bekommen, was die jetzige Orgel nicht zu leisten vermag.“
Es wäre doch wunderbar, dieses kunstvolle Gehäuse mit den beiden großen Engelsfiguren (die kleinen kamen erst später dazu) und dem darüber platzierten König David mit der Harfe, nicht zu vergessen dem Zimbelstern, wieder mit einem Innenleben zu versehen, das auch unsere Ohren erfreut!
So könnte diese kleine Orgel unser Herz durch ihren Anblick und ihren Klang erfreuen und bekäme wieder eine Seele, die ihr im Laufe der drei Jahrhunderte abhandengekommen scheint.

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